Workshop  /  13. Februar 2014

BMU B-Projekt „FlexHKW“

Flexible Stromproduktion mit Heizkraftwerken – technische und wirtschaftliche Lösungsansätze

Zusammenfassung des Workshops:

Im Workshop "Flexible Stromproduktion mit Heizkraftwerken - technische und wirtschaftliche Lösungsansätze" am 13.2.2014 in Berlin kamen Anlagenhersteller, Anlagenbetreiber, Stromhändler und Wissenschaftler zusammen. Sie diskutierten unter dem Dach des Bundesverbandes BioEnergie e.V. (BBE) über das Potential und die Hindernisse von Heizkraftwerken, die mit Biomasse als festem Brennstoff befeuert werden, um variabel, entsprechend Angebot und Nachfrage, am Strommarkt betrieben zu werden.

"In jüngster Zeit werden neue Anforderungen an den Betrieb von Heizkraftwerken herangetragen. Während früher die elektrische Grundlastfähigkeit als Systemdienstleistung der Biomasse hochgehalten wurde, so ist es jetzt Flexibilisierung und die Bereitstellung von Regelleistung", bemerkte Dr. Rainer Schrägle vom BBE und Vorsitzender des Arbeitskreises Heizkraftwerke. Dabei ist dieser Weg schon lange durch den geplanten Ausbau der Solar- und Windenergie vorgezeichnet. Die Biomasse ist prädestiniert, um sie flexibel zu nutzen und die Residuallast in den elektrischen Netzen zu bedienen. "Mit Biogas wird dieser Weg bereits beschritten und hatte anfangs mit hohem Widerstand in der Branche zu kämpfen", berichtete Dr. Bernd Krautkremer, Leiter des F&E-Bereichs Bioenergiesystemtechnik am Fraunhofer IEE.

Doch so einfach erscheint der Wechsel des Betriebsmodells zunächst nicht. Aufwand und Nutzen stehen in einem schwierigen Verhältnis. So rechnete Klaus Wagner von den Stadtwerken Leipzig vor, dass eine Reduktion der Anlagenauslastung für einen variablen Betrieb und die damit gewonnenen Brennstoffeinsparungen kaum zu einem Gewinn führen wegen der Wirkungsgradverluste im Teillastbetrieb. Tobias Romberg von Next Kraftwerke verwies auf die Schwierigkeit einer effizienten Vermarktung, wenn dem Direktvermarkter ungenügend Informationen, vor allem für den prognostizierten Wärmebedarf, zur Verfügung stehen. Andreas Böffel von STEAG New Energies stellte fest, dass Biomasse-Heizkraftwerke mit verschiedenen Eingriffen in den Dampfturbinenprozess für das Angebot von Minutenreserve und Sekundärregelleistung technisch geeignet sind. Dazu bemerkte Dr. Jan Grundmann von Vattenfall Europe New Energy, dass die Anlagenbetreiber oft sehr gut ihre Anlagen unter energetischen Gesichtspunkten kennen, aber aus der Anlagenregelung, wie sich bei seinen Versuchen zeigte, sehr viel mehr herauszuholen wäre. Einen Überblick über das Flexibilitätspotenzial verschiedener Anlagenbauweisen mit den jeweiligen Turbinentypen gab Tim Steindamm von Seeger Engineering. Zum Abschluss stellte Sylvia Lehmann von der Deutschen Gesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) die Ergebnisse ihrer Befragung von Anlagenbetreibern zum Flexibilitätspotenzial und den entsprechend getätigten Investitionen vor.

Wie mehrfach von den Referenten während der Veranstaltung angemerkt wurde, kam in der abschließenden Diskussion klar der Tenor hervor, dass das Flexibilitätspotenzial von Heizkraftwerken mit Hilfe regulatorischer Anreize gehoben werden muss. Eine finanzielle Kompensation für entsprechende Aufwendungen müsste - analog zur Flexibilitätsprämie für Biogas - eingeführt werden. Die bestehenden Anlagen sind entsprechend ihrer bisherigen Nutzung optimal ausgelegt und häufig äußerst knapp kalkuliert. Das Potenzial für Neuanlagen wurde sehr gering eingeschätzt, da die bevorzugten industriellen Wärmesenken mit hoher Anlagenauslastung mittlerweile gut bedient seien. Dr. Jan Grundmann erkannte jedoch das Potential neuer Wärmesenken in Liegenschaften, insbesondere im Zusammenhang mit einem finanziellen Anreiz zur Flexibilisierung. Zuspruch erhielt Rolf Beckers vom Umweltbundesamt für seine Feststellung, dass vor allem auch das Potenzial zur CO2-Emissionsminderung zu bewerten und zu fördern sei und nicht nur die wirtschaftliche Effizienz.