Energiewende als Herkules-Aufgabe
Am Fraunhofer IWES ist der Staffelstab von Jürgen Schmid an Clemens Hoffmann gegangen
„Die Energiewende ist eine Herkules-Aufgabe". Mit diesen Worten hat der neue Leiter des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES, Prof. Dr. Clemens Hoffmann, heute im Rahmen einer Festveranstaltung sein Amt in Kassel angetreten. Hoffmann folgt auf Prof. Dr. Jürgen Schmid, der 14 Jahre an der Spitze des Instituts stand und zu den Pionieren und führenden Experten auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien zählt.
„Wir stehen vor einer gewaltigen technischen und ökonomischen Aufgabe, die volkswirtschaftliche Dimensionen hat", betonte Hoffmann. 4000 Terrawatt Stunden Strom würden gebraucht, um das jährliche Bruttoinlandprodukt in Deutschland zu erwirtschaften. Dies entspreche einem Kohleberg, der 500 Meter hoch und an der Basis zwei Kilometer breit sei. „Dieser Berg ist aber zu bewältigen", erklärte der neue Institutschef weiter. Die wesentlichen technologischen Voraussetzungen seien hierfür gegeben. Es reiche jedoch nicht, einfach nur viele Erneuerbare Energien zu installieren.
Um die Energiewende zum Erfolg zu führen plädiert Hoffmann deswegen für eine Allianz aus Forschung, Politik und Wirtschaft und für eine neue Konsenskultur auch zwischen alten und neuen Technologien. Die Transformation der Energiesysteme müsse nun vom Programm zum Projekt werden, appellierte der Experte für Smart-Grid in seiner Antrittsrede. Die Funktion des IWES sieht Hoffmann dabei als einen „runden Tisch", an dem sich die unterschiedlichen Akteure über Voraussetzungen, Ziele, Planung und Umsetzung der Energiewende verständigen könnten.
„Ich betrachte es als außerordentliches Privileg, an Ihrem Werk weiter arbeiten zu dürfen", versicherte Hoffmann seinem Amtsvorgänger. Zuvor hatte die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, Schmid für seine „besonderen Verdienste im kulturellen und wissenschaftlichen Leben des Landes Hessen" die Goethe-Plakette verliehen. Die Goethe-Plakette wird seit 1949 vergeben und ist die höchste Auszeichnung des hessischen Wissenschaftsministeriums. Die Ministerin dankte dem 68jährigen für seinen Einsatz als Leiter des IWES und dessen Vorgänger-Institut für Solare Energieversorgungstechnik (Iset), und dafür, dass er in Hessen den Weg in Richtung Fraunhofer geöffnet habe. Als weitere Auszeichnung wurde dem scheidenden Institutschef die Fraunhofer-Medaille als höchste Auszeichnung der Fraunhofer-Gesellschaft verliehen.
Seit 1981 widmete sich Schmid, der seine berufliche Karriere als Ingenieur in der Kernindustrie begonnen hatte, den Erneuerbaren Energien und speziell den damit zusammen hängenden Systemlösungen. Das Freiburger Institut für Solare Energiesysteme (ISE), die Universitäten Karlsruhe und Kassel und das IWES waren entscheidende Stationen auf seinem Weg. Über seine Arbeit als Wissenschaftler hinaus ist er bis heute eine gefragte Stimme, wenn es um Fragen der Energiewende geht. So sprach Schmid sich in jüngster Zeit für die Einrichtung eines Energieministeriums und die Novellierung des Erneuerbare-Energien Gesetzes aus.
Während seiner 14jährigen Amtszeit wuchs die Zahl der Mitarbeiter am IWES von rund 130 auf mehr als 360. Der Jahresetat stieg im gleichen Zeitraum von rund 6,5 Millionen auf 20 Millionen Euro. „Frischen Wind, neue Visionen und neue Ideen" werde sein Nachfolger mit ins Amt bringen, erklärte Schmid zum Abschied. „Ich hoffe, dass künftig alle wichtigen Impulse für die Energiewende aus Kassel kommen". Das IWES, das neben seinem nordhessischen Standort auch in Bremerhaven verortet ist, soll in den kommenden Jahren zu einem der größten Fraunhofer-Institute in Deutschland ausgebaut werden und alle für die Energiewende wesentlichen Themenfelder besetzen. Ziel ist es unter anderem, das europäische Smart-Grid-Labor nach Kassel zu holen.
„Pionierarbeit für erneuerbare Energien in Deutschland und Europa“
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