Strommarkt der Zukunft: Lokale Preisgestaltung im Fokus von neuer Studie und Live-Tool
Die Diskussion zur Aufteilung des deutschen Strommarktes in mehrere Zonen ist in vollem Gange, verbunden mit der Hoffnung, Engpässe im Stromübertragungsnetz entlasten zu können. Im Auftrag von Agora Energiewende und in Anlehnung an das bestehende Agorameter hat das Fraunhofer IEE das "Lokale Agorameter" aufgebaut, das die Auswirkung lokaler Strompreise in Deutschland anstelle der einheitlichen Strompreiszone quantitativ verdeutlicht.

Hierfür wurde ein Live-System entwickelt, das stündlich über 35.000 Zeitreihen als Eingangsdaten verarbeitet. Zu den Eingangsdaten gehören unter anderem Ist-Werte und 48-Stunden-Prognosen von Wetterdaten, des Stromverbrauchs sowie von Einspeisungen aus Windenergie und Photovoltaik mit einer räumlichen Auflösung von Postleitzahlen. Auch europäische Daten zu Stromerzeugung, Verbrauch und Transportkapazitäten des Netzes fließen ein. Das Lokale Agorameter berechnet auf Grundlage der Eingangsdaten stündlich die Stromflüsse durch das Übertragungsnetz, den Einsatz der konventionellen Kraftwerke und letztendlich die Strompreise an ausgewählten Knotenpunkten des deutschen Übertragungsnetzes. Die genaue Funktionsweise des Live-Tools wird in einer Hintergrund-Dokumentation und einer wissenschaftlichen Veröffentlichung (geplant für Mai 2025) erläutert. „Mit dem Lokalen Agorameter haben wir ein Instrument geschaffen, das die komplexen Zusammenhänge von Stromflüssen, Kraftwerkseinsätzen und Preisdynamiken in Echtzeit abbilden kann. Dies ermöglicht es uns nicht nur, die Auswirkungen regional differenzierter Strompreise besser zu verstehen, sondern liefert auch eine Grundlage für die Diskussion über eine mögliche Änderung des deutschen Strommarktdesigns“, erklärt Dr. Kaspar Knorr, Projektleiter am Fraunhofer IEE.
Das Lokale Agorameter führt die Berechnungen im Live-Betrieb nicht nur kontinuierlich fort, sondern ermöglicht auch den Rückblick auf vergangene Daten bis in das Jahr 2019. Dadurch wird deutlich, welche örtlichen Strompreise sich heute einstellen würden oder in der Vergangenheit eingestellt hätten.
Das Live-System wird durch eine frisch veröffentlichte Studie begleitet, die lokale, aber auch zonale Strompreise in Deutschland und weitere Charakteristiken der Stromversorgung, wie Redispatch-Bedarf, Stromimporte und -exporte, Markterlöse, Systemkosten oder die Güte von Zonenzuschnitten qualitativ und quantitativ analysiert. Studie und Live-Tool bieten damit eine fundierte Grundlage zur Diskussion über eine mögliche Aufteilung der deutschen Strompreiszone, wie sie die europäische Regulierungsbehörde ACER fordert, aber auch zur Einführung eines räumlich noch differenzierteren nodalen Strommarktdesigns und verdeutlichen die Vor- und Nachteile. Eine politische Einordnung der Studienergebnisse finden Sie hier.
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