Kunst am Bau

Globe of Glass | Katja Davar

Die Arbeit »Globe of Glass« ist ein labyrinthisches Bodenmosaik aus Kreisen und Zeichen der Künstlerin Katja Davar. Hinter den rätselhaften Zeichen verbirgt sich in mesopotamischer Keilschrift das Symbol für Sonne.
© Katja Davar
Die Arbeit »Globe of Glass« ist ein labyrinthisches Bodenmosaik aus Kreisen und Zeichen der Künstlerin Katja Davar. Hinter den rätselhaften Zeichen verbirgt sich in mesopotamischer Keilschrift das Symbol für Sonne.
Wettbewerbsentwürfe für die Arbeit »Globe of Glass«
© Katja Davar
Wettbewerbsentwürfe für die Arbeit »Globe of Glass«

Fragen zum Klimawandel und zur Energieeffizienz werden immer dringlicher. Es zeigt sich, dass ein Wirtschaftswachstum, das von fossilen Brennstoffen abhängt, für die Spezies Mensch, nichtmenschliche Lebewesen und die Umwelt katastrophale Folgen hat. Das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE forscht nach Lösungen für die Energiewende, unter anderem im Bereich Solarenergie.

Hier setzt Katja Davars Globe of Glass an. Der Titel des Werks bezieht sich auf einen Essay der britischen Schriftstellerin Virginia Woolf, »The Sun and the Fish« (1928). Darin schildert die Autorin die kollektive Erfahrung einer totalen Sonnenfinsternis im Juni 1927. Das Erlöschen des Sonnenlichts führt den Anwesenden die mögliche Auslöschung der gesamten Zivilisation vor Augen und macht die Zerbrechlichkeit des Planeten – ein „Globus aus Glas“ – erfahrbar.

Globe of Glass ist ein labyrinthisches Bodenmosaik aus Kreisen und Keilschrift-Zeichen – eine „begehbare Zeichnung“ (K. D.), in der man sich spielerisch bewegen kann. Das Labyrinth ist eines der ältesten, komplexesten Systeme und kann auch als Symbol einer Situation verstanden werden, in der neue Auswege gesucht werden müssen. Für die Realisierung wurden ausschließlich Natursteine verwendet, mit denen die Künstlerin in den dunkel gepflasterten Platz zeichnet.

Die ineinandergreifenden Kreise deuten auf den Verlauf einer Sonnenfinsternis und auf die Kreisform des Auges hin. In Virginia Woolfs Essay ist das Auge eine Art Protagonist, der nicht nur die emotionale Erfahrung der Sonnenfinsternis, sondern auch deren Erinnerung ermöglicht – es verbindet die Vergangenheit mit der Zukunft.

Das andere bildhafte Element des Bodenmosaiks ist das mesopotamische Keilschrift-Bildzeichen für die Sonne. Die Keilschrift entstand um 3.300 vor unserer Zeitrechnung in einem Gebiet, das heute überwiegend in Irak und Ostsyrien liegt. Ihre Erfindung markiert das Ende der Vorgeschichte und den Beginn der Geschichte. So verweisen die Keilschrift-Elemente in Globe of Glass auf die Chance, durch Experimente neue, wegweisenden Ideen hervorzubringen und Lösungen für die Zukunft des Planeten zu entwickeln.